Spannend schreiben
„Ich möchte spannend schreiben. Damit der Leser immer mehr von mir lesen will“, schrieb neulich eine Autorn in einer E-Mail an mich. Wollen wir das nicht alle? Ein guter Anlass, dem Thema Spannend schreiben näher auf den Grund zu gehen.
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Was macht einen Text langweilig?
Bevor wir uns mit dem Thema Spannend schreiben befassen, beginnen wir doch einmal mit dem Gegenteil. Was macht einen Text langweilig? Die Antwort auf diese Frage ist einfach: überflüssige Information. Dazu gehören für mich unnötige und viel zu umfangreiche Beschreibungen.
Eine Geschichte besteht aus Handlung. In erster Linie wollen wir wissen, was passiert. Aber auch Handlung kann ermüden, wenn ich als Leser ihre Bedeutung für das Gesamtgeschehen nicht erkennen kann. Und ich langweile mich, wenn es kein Problem gibt, das es zu überwinden gilt. Stellen wir uns einmal ein Fußballspiel vor, in dem der Gegner so schlecht ist, dass unsere Mannschaft angeödet im Minutentakt Tore schießt. Wer will das sehen?
Spannend schreiben mit drei Grundelementen
Spannend ist eine Geschichte, die wir am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen wollen. Ist die Gier nach dem Fortgang der Handlung so groß, dass wir das Buch regelrecht verschlingen und von einer Seite zur nächsten jagen, sprechen wir von einem Pageturner.
Dieses unstillbare Lesebedürfnis entsteht aufgrund von drei Bestandteilen:
- der Anspannung
- der Neugier
- der Ungewissheit
Willst du spannend schreiben, muss dein Text mindestens eines dieser drei Elemente beinhalten. Beginnen wir mit der Anspannung.
Anspannung
Bleiben wir beim Beispiel des Fußballspiels. Ein Fußballspiel kann spannend und es kann langweilig sein. Damit ich ein Fußballspiel als spannend empfinde, müssen vier Grundvoraussetzungen erfüllt werden.
- Ich muss die Spielregeln kennen. Weiß ich nicht, worum es geht und wie es funktioniert, kann ich auch nicht mitfiebern.
- Ich muss mich für Fußball interessieren. Tue ich das nicht, ist mir das Spiel egal. Ähnlich verhält es sich mit deiner Geschichte. Ist ihr Thema für deinen Leser nicht interessant, wird er deine Geschichte auch nicht als spannend empfinden. Du wirst kaum ein Thema finden, das jeden interessiert. Also: Damit du spannend schreiben kannst, musst du dir bewusst sein, für wen du schreibst.
- Ich muss Sympathie für eine der beiden Mannschaften empfinden.
- Und ich muss wissen, was das zu lösende Problem ist. Im Fußball besteht das Problem darin, den Ball möglichst oft in das gegnerische Tor zu schießen, obwohl es vehement verteidigt und bewacht wird. Im Kugelstoßen hingegen geht es darum, eine Kugel möglichst weit zu werfen, die so schwer ist, dass manch einer sie nicht einmal vom Supermarkt nach Hause tragen könnte. In der Literatur nennen wir dieses Problem Konflikt. Ist der Konflikt nicht klar, kannst du auch nicht spannend schreiben.
Sind diese vier Punkte erfüllt, stehe ich unter Spannung. Ich bin angespannt, denn ich will, dass „meine“ Mannschaft gewinnt. Je nachdem, mit wie viel Geschick sich die gegnerische Partei meinem Team entgegenstellt, steigt die Spannung während des Spiels an. Denn beide Mannschaften lernen sich im Spielverlauf kennen. Sie passen sich den Stärken und Schwächen des Gegners an, versuchen Profit daraus zu schlagen. Zusätzlich wird die Spannung erhöht durch:
- eine Begrenzung der Zeit
(z.B.: das Fußballspiel dauert nur noch 5 Minuten)
- eine Begrenzung der Versuche, dem Gegner erfolgreich entgegenzutreten
(z.B.: der nächste Elfmeterstoß entscheidet)
- dem Eintreten unerwarteter Ereignisse
(z.B.: der Gegner hat noch eine besondere Spieltechnik in der Hinterhand, mit der er in letzter Minute überrascht, ein unbekannter Auswechselspieler wartet noch auf der Ersatzbank und wendet das Blatt, ein wichtiger Spieler verletzt sich und scheidet aus)
- und dem Spieleinsatz
(z.B.: Geht es um den Abstieg in die Zweite Bundesliga? Um den Meisterschaftspokal? Das WM-Finale? Einen millionenschweren Sponsoringvertrag?)
Alles zusammen ergibt ein spannendes Spiel. Bei einer Geschichte ist es ähnlich. Willst du spannend schreiben, musst du dieselben Elemente auf deine Geschichte übertragen. Deine Geschichte ist das Spiel, der Wettkampf.
Die Geschichte als Wettkampf
Wenn du spannend schreiben willst, beginne mit dem Konflikt. Was ist das Problem, das gelöst werden muss? Ist es ein Kriminalfall? Ein Rätsel? Soll die Welt vor dem Untergang bewahrt werden? Oder will einfach nur das Herz eines hübschen Mannes erobert sein? Entscheide dich!
Kennst du den Konflikt, stellst du eine Mannschaft (oder ein Team) zusammen, welche gemeinsam um die Lösung dieses Problems kämpft. Diese Mannschaft braucht natürlich einen Mannschaftskapitän. Diese/r Kapitän/in treibt den Wettkampf (die Handlung) maßgeblich voran. In der Literatur nennen wir ihn Protagonist. Sorge dafür, dass der Leser sich mit deinem Protagonisten identifizieren kann und ihn mag.
Jetzt ist die gegnerische Mannschaft an der Reihe. Auch sie hat eine/n Anführer/in, den Antagonist. Hast du auch die gegnerische Mannschaft aufgestellt, frage dich, was auf dem Spiel steht. Wichtig ist, dass du diese Frage dem Leser für beide Parteien beantwortest. Nur wenn er versteht, warum die gegnerische Mannschaft ebenso verbittert kämpft, wird er sie auch fürchten.
Dann stell klare Regeln auf, führe ein Ultimatum oder andere spannungsfördernde Faktoren ein. Und natürlich überlege dir, welche geheimen Mittel und Tricks beide Teams noch in der Hinterhand haben, um für überraschende Wendepunkte sorgen zu können. Schon hast du deine Geschichte mit „Spannung“ erfüllt.
Diese Grundstrukturen gelten übrigens für jede Geschichte. Jede Geschichte braucht Spannung. Hast du eine Idee, frage dich, ob alle hier vorgestellten Spannungselemente enthalten sind.
Neugier
Eines der naheliegendsten Dinge, mit denen du deinen Leser fesseln kannst, sind Geheimnisse. Sie machen neugierig. Neugier liegt in der Natur des Menschen – ganz gleich, ob es sich dabei um die Lust auf Sensationen, die Gier nach neuem Wissen oder die pure Freude an der Enthüllung handelt. Denn schon als Kind lernen wir, dass ein hohes Maß an Neugier uns viele Vorteile verschaffen kann. Will uns jemand ein Geheimnis partout nicht verraten, gieren wir regelrecht danach. Wir wissen aber auch, dass mit der Erkundung von Neuem oft viele Gefahren verbunden sind. Wir fiebern mit, wenn Indiana Jones sich in verborgene Höhlen vorwagt, Raumschiff Enterprise in unbekannte Galaxien vordringt oder uns ein geheimnisvoller Kapitän 20.000 Meilen tief ins Meer entführt. Das nutzen Spannungsautoren bewusst aus, wenn sie ihre Leser fesseln wollen.
Wenn du spannend schreiben willst, solltest du also alles in deiner Macht stehende tun, um deinen Leser neugierig zu machen auf das, was kommt. Nur wie?
Rein biologisch betrachtet entsteht Neugier dann, wenn wir mit einer Vielzahl von Reizen überflutet sind. Das erzeugt Stress. Um diesen Stresspegel minimieren zu können, müssen wir das Unbekannte verstehen und begreifen. Sinkt der Reizpegel dadurch allerdings zu stark, wird uns wieder langweilig.
Zuckerbrot und Peitsche
Auf das Schreiben übertragen könnte man das so formulieren: Wenn du spannend schreiben willst, muss dein Text mit Andeutungen und Hinweisen gespickt werden, die ganz offensichtlich eine tiefere Bedeutung haben. Da der Leser ihre Wichtigkeit für das Gesamtgeschehen ahnt, aber noch nicht zu deuten weiß, entsteht Spannung. Der Leser wird neugierig und hat das unstillbare Verlangen, den Code zu knacken. Zusätzlich erahnt er aus seiner Erfahrung heraus die möglichen Gefahren und Bedrohungen, welche sich hinter diesen Andeutungen verbergen könnten.
Dieses Prinzip funktioniert jedoch nur, solange du dem Leser das Gefühl gibst, dass er eine faire Chance hat, das Geheimnis auf eigene Faust zu lüften. Eine simple Aneinanderreihung von Andeutungen würde ihn früher oder später ermüden und langweilen. Damit diese Andeutungen deinen Leser auch wirklich fesseln, ist es wichtig ist, dass sie sich im Laufe der Geschichte Schritt für Schritt wie die Teile eines großen Puzzles zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Hat der Leser erst einmal einige Erfolgserlebnisse gehabt, wird er sich schnell nach mehr sehnen. Also bleibt er am Ball.
Die Freude am Rätsel
Eng verbunden mit der Freude an der Enthüllung ist die Freude am Rätseln. Das Rätsel ist aus der Literatur nicht wegzudenken. Schon die Gebrüder Grimm wussten, dass sie damit ihre Leser fesseln können. Da ist dieses geheimnisvolle kleine Männchen, das Stroh zu Gold spinnen kann und seinen Namen nicht verraten will, „die kluge Bauerntochter“, die in Grimms gleichnamigen Märchen eine vermeintlich unlösbare Aufgabe löst oder Atréju, der in der „Unendlichen Geschichte“ die mystischen Rätseltore passieren muss.
In der modernen Literatur ist das Rätsel in Krimis und Thrillern allgegenwärtig. Wer ist der Mörder? Gibt es tatsächlich einen Davinci-Code? Sind Außerirdische Schuld an den Kornkreisen? Scheinbar mysteriöse, paradox erscheinende Ereignisse faszinieren uns und werden benutzt, um Leser fesseln zu können.
Wir wollen verstehen, welche Wahrheit sich dahinter verbirgt. Man könnte eine Rätselgeschichte mit einem Zaubertrick vergleichen. Den genau wie dieser setzt sie sich aus zwei Ebenen zusammen:
- aus dem, was scheinbar geschieht und
- aus dem, was tatsächlich geschieht.
Es handelt sich um eine Illusion. Im besten Fall liegt die Antwort die ganze Geschichte über auf der Hand. Nur fehlt dem Leser das nötige Wissen, um die Hinweise korrekt deuten zu können. Das muss er sich im Laufe der Geschichte erst mühsam erarbeiten.
Falsche Fährten legen
Dennoch kommt es immer wieder vor, dass gerade wenn man glaubt, die Lösung gefunden zu haben, etwas völlig Unerwartetes geschieht und die Handlung eine überraschende Wendung nimmt. Das Spiel beginnt von vorn und die Spannung steigt ins Unermessliche. Wie konnte das passieren?
Die Antwort ist einfach: Man ist auf eine falsche Fährte hereingefallen. Schreiber von Pageturnern sind wahre Meister auf diesem Gebiet. Wie machen sie das? Wie legt man falsche Fährten?
Beginnen wir einmal damit, wie man es auf keinen Fall machen sollte. Lüge deinen Leser niemals an! Spuren, welche nur Mittel zum Zweck sind und ins Leere führen, wird er dir nicht verzeihen. Er muss das Gefühl haben, selbst Schuld an der Misere zu sein. Nur so fühlt er sich der Ermittlerfigur in der Geschichte unterlegen und kämpft gemeinsam mit ihr um den Erfolg. „Wird es mir gelingen, das Geheimnis schneller zu knacken, als Sherlock Holmes?“
Das Geheimnis liegt in der Doppeldeutigkeit der Hinweise. Wähle sie so, dass sie auf verschiedenste Art und Weisen interpretierbar sind. Je nachdem wie du deine Texte betonst, wo du Schwerpunkte setzt, ausführlicher oder bedrohlicher beschreibst, kannst du nicht nur deinen Leser fesseln, sondern sein Denken gleichzeitig bewusst in eine falsche Richtung lenken. Auch das Spiel mit Klischees und Vorurteilen kann dabei hilfreich sein. Fällt der Leser darauf herein, wird er an die Decke gehen, wenn du ihn mit der wahren Lösung konfrontierst. Er wird sich ärgern, sich wutentbrannt an das zuvor Geschehene erinnern und sich fragen: „Wie konnte ich das nur übersehen?“
Die tote Katze und der böse Hund – ein Beispiel
Der unerzogene, böse Hund einer Frau schleppt eines Tages die total verdreckte, tote Katze der Nachbarin in die Wohnung. Die Hundebesitzerin gerät in Panik. Weil sie sich nicht anders zu helfen weiß, wäscht sie die Katze, föhnt sie und legt sie der Nachbarin in einem unbeobachteten Moment vor die Tür. Einige Tage später spricht ihre Nachbarin sie darauf an: „Ich habe Angst. Wissen Sie warum?“, sagt sie. „Vor ein paar Tagen wurde meine Katze von einem Auto überfahren. Ich habe sie in meinem Garten bestattet. Stellen Sie sich vor, irgendein Verrückter, hat sie ausgegraben, gewaschen, geföhnt und mir wieder vor die Tür gelegt.“
Da ich geschrieben habe, dass der Hund unerzogen und böse sei, liegt die Vermutung nahe, er habe mit der Katze gekämpft und sie getötet. Seine Besitzerin sieht das ebenso. Dabei wird völlig übersehen, dass die Erde an der Katze auch daher stammen könnte, dass der Hund sie ausgebuddelt hat. Die falsche Fährte hat hervorragend funktioniert.
Du merkst, es gibt zahlreiche Mittel und Wege. Den Leser fesseln – das braucht Übung. Probiere dich aus!
Ungewissheit
Suspense kommt aus dem Englischen und bezeichnet eine Form der Spannung, die einem Schwebezustand entwächst. Treffender könnte man also übersetzen: Ungewissheit. Suspense ist die wirkungsvollste aller Spannungsformen. Nicht zuletzt, weil ein bevorstehendes Ereignis in unserer Fantasie oft weit schrecklicher ist, als in der Realität, wenn es tatsächlich eintritt. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Phänomen Prüfungsangst.
Um aber noch besser verstehen zu können, was diese Form der Spannungserzeugung so effektiv macht, sehen wir uns an, was der Meisters der Suspense, Alfred Hitchcock dazu zu sagen hat:
ALFRED HITCHCOCK: „Vier Menschen sitzen an einem Tisch, reden über Baseball oder was immer man will. Das geht so fünf Minuten. Richtig langweilig. Plötzlich geht eine Bombe hoch. Was hat das Publikum? Zehn Sekunden lang Schock.
Nehmen Sie dieselbe Szene. Sagen Sie Ihren Zuschauern, dass unter dem Tisch eine Bombe ist, die in fünf Minuten explodieren wird. Jetzt ist die Emotion des Zuschauers eine komplett andere. Und die Unterhaltung über Baseball bekommt eine völlig neue Bedeutung. Denn der Zuschauer denkt: Mach dich nicht lächerlich. Hör auf über Baseball zu reden. Da ist eine Bombe unter deinem Tisch!
Wichtig bei dieser Variante ist: die Bombe darf nie explodieren. … Jemand stößt mit dem Fuß an die Bombe, schaut unter den Tisch, schreit ‚Eine Bombe‘, alle springen aus dem Fenster, dann explodiert sie. Sie entkommen in allerletzter Minute.“
Wie erzeuge ich Ungewissheit?
Wir wissen also, dass eine Bombe unter dem Tisch liegt. Auch wissen wir, dass sie in fünf Minuten hochgehen wird. Und wir wissen, welche katastrophalen Folgen das hätte. Was wir nicht wissen ist, ob die Gäste am Tisch in der Lage sein werden, dieser Gefahr zu entkommen. Diese Mischung aus herannahender Katastrophe und der geringen – aber durchaus vorhandenen Chance – ihr zu entgehen, erzeugt die Suspense (Ungewissheit).
Schauen wir uns einmal den Film Psycho von Alfred Hitchcock an. Er beginnt mit der weltberühmten Duschszene:
Diese Duschszene hat eine enorme Schockwirkung. Sie macht dem Zuschauer die Gefahr, welche von dem Handlungsort ausgeht so deutlich, dass für den Rest des Filmes keine wirklichen Schockmomente mehr notwendig sind. Von diesem Zeitpunkt an arbeitet Hitchcock nur noch mit der Suspense, der Angst des Zuschauers, dass sich diese Schockerfahrung wiederholen könnte. Daraus lässt sich ableiten, dass wir drei Dinge brauchen, wenn wir Ungewissheit erzeugen wollen:
- Vorinformationen über die drohende Gefahr,
- Mitgefühl für die handelnden Personen,
- eine sehr geringe aber vorhandene Chance, der Gefahr entkommen zu können.
Eine Gefahr ankündigen
Um eine drohende Gefahr anzukündigen, hast du mehrere Möglichkeiten. Die naheliegendsten sind der Titel deiner Geschichte und ihr Genre. So weckt der Titel des Buches „Das Mädchen, das den Himmel berührte“ von Luca di Fulvio ganz andere Erwartungen als der Titel des im Mai erscheinenden Buches „Inferno“ von Dan Brown. Wenn du bewusst ein Pseudonym wählst, kann sogar der Name des Autors entscheidend sein. Unter einem Roman namens „Vollmondnacht“ von Rosalinde Rosaroth würden wir uns etwas völlig anderes vorstellen als unter einem Roman „Vollmondnacht“ von Jack Ripper.
Ebenso kannst du mit gezielten Hinweisen und geschickt platzierten Andeutungen bewusst Assoziationen beim Leser wecken. Machst du deinen Job gut, wird der Leser die bevorstehende Gefahr erkennen. Die Suspense ist im Anmarsch.
Stell dir eine Geschichte mit dem Titel „Das Megabeben von San Francisco“ vor. Eine ahnungslose Sekretärin sitzt in ihrem Büro. Plötzlich klirren die Gläser im Schrank für einige Sekunden. Die Sekretärin ahnt nichts Böses und wird unbeschwert ihrer Arbeit nachgehen. Aber für dich als Leser ist diese Botschaft deutlich. Setzen wir noch eins oben drauf. Das Telefon klingelt und die Frau wird in das Büro des Chefs beordert. Der ist in Etage Zwei und sie in Etage Sechsundsechzig. Also geht sie zum Fahrstuhl. Als sie sich auf den Weg macht, klirren die Gläser erneut. Diesmal schaukelt sogar die Deckenlampe. Da die Sekretärin zur Tür hinausgeht, nimmt sie es aber gar nicht mehr wahr. Ahnungslos betätigt sie den Rufknopf des Fahrstuhls. Na? Was könnte jetzt wohl passieren?
Auch der Konflikt, in dem sich deine Hauptfigur befindet, deutet meistens eine bevorstehende Konfrontation oder Bedrohung an. Stellen wir uns eine Frau vor, die vermutet, dass ihr Ehemann ein Profikiller ist. Die Bedrohung ist klar.
Je nach Genre kannst du ebenso gut mit Träumen, Visionen, Ahnungen oder Vorhersehungen arbeiten. Nicht zu vergessen ist die starke atmosphärische Wirkung eines Ortes oder aufziehenden Unwetters. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Beobachte dich selbst. Was erzeugt in dir Unruhe, wenn du liest oder einen spannenden Film anschaust?
Die Intensität der Suspense, die du erzeugst, wird umso größer, je geringer die Chance des Protagonisten ist, sie heil und erfolgreich zu überstehen. Manche Autoren sprechen auch von der Diskrepanz zwischen Erwartetem und Erhofftem. Probier dich aus. Gerade bei der Suspense gilt: Übung macht den Meister!